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Neues Verkehrsgutachten der Stadt Hofheim

01.11.19

Neues Verkehrsgutachten der Stadt Hofheim

Am 28. Oktober stellte die Stadtverwaltung in der Stadthalle ein neues Verkehrsgutachten vor, es kamen mehr als 200 Zuschauer. Ersteller des Gutachtens ist die Firma ZIV (Zentrum für integrierte Verkehrssysteme), die auf Basis der, von der Stadt vorgegebenen, Rahmenbedingungen eine Vorschau auf die erwarteten Verkehrsströme bis 2030 darstellte. Stadtentwickler Torsten Becker von TOBE Stadt stellte einige Planungsgrundsätze für Marxheim 2 vor.

  
Was haben wir von dieser Veranstaltung mitgenommen?

  1. Grundsätzlich gehen alle Gutachter, auch die vom Gutachten 1, von steigenden Verkehrsvolumina aus, umso mehr, wenn Marxheim 2 gebaut wird. Dennoch soll, nach den Vorstellungen von Herrn Becker, der Individualverkehr in Marxheim 2 durch verschiedene Maßnahmen reduziert werden: Von heute durchschnittlich 525 Fahrzeugen pro 1000 Einwohner (Bundesrepublik) auf rund 150 pro 1000 Einwohner. Diese Beschneidungs-maßnahmen mögen in hochverdichteten Innenstadtlagen ihre Berechtigung haben, nicht jedoch für unsere Region, die zwischen den großen Städten und ländlichen Regionen liegt, demnach also auf PKW angewiesen ist. Anders als der Durchschnitt in der Bundesrepublik, ist die Autodichte im MTK einer der höchsten. Mit stolzen 794 Fahrzeugen pro 1000 Einwohner ist der MTK der Landkreis mit dem höchsten Motorisierungsgrad in Deutschland (Quelle: Hofheimer Zeitung). Weder Fahrräder noch der ÖPNV können den PKW vollständig ersetzen, zumal damit auch nur der Verkehr in die Metropolen unterstützt wird, nicht jedoch in die Regionen außerhalb.

    Das Gutachten geht von einer Steigerung der Fahrten bis 2030 gegenüber 2018 um 16,1% aus, hier mit Marxheim 2 gerechnet. Dies sind jedoch Durchschnittswerte über den Tag. Die Situation während der Rush Hour wurde nicht separat betrachtet. Wenn der Verkehr hier kollabiert, ist das offensichtlich kein Problem. Nicht berücksichtigt sind auch die Pläne der Landesregierung, weitere 200.000 Wohnungen im Frankfurter Umland zu schaffen, was alleine weitere 300.000 Fahrzeuge auf die Straßen schicken wird.

  2. Was passieren wird, wenn die neuen Bewohner dennoch gerne individuell motorisiert sein wollen, wurde nicht erläutert. Man kann aber davon ausgehen, dass sich der ruhende Verkehr wegen mangelnder Parkmöglichkeiten nach Alt Marxheim verlagern wird. Demnach sind zugeparkte Anliegerstraßen zu erwarten.

  3. Um den entstehenden neuen Verkehrsfluss von M2 zu steuern, wird eine neue „Erschließungsstraße“ durch das Baugebiet geführt. Diese Straße endet jedoch ebenfalls auf den bestehenden Straßen in Marxheim (Rheingaustraße, Frankfurter Straße, siehe Bild) und belastet den Verkehr zusätzlich. Wir reden hier laut dem ersten Gutachten von mehr als 5.000 Fahrbewegungen zusätzlich, täglich.

    Neue Erschließungsstraße durch Marxheim 2Dieses Bild (von der BI erstellt) dokumentiert sehr deutlich, der Verkehr kommt von Marxheim und geht nach Marxheim, das neue „Quartier“ ist nicht unabhängig im Verkehrsfluss.

  4. Es soll ein gut funktionierendes ÖPNV Angebot entstehen, dies bedingt angeblich eine hohe Bebauungsdichte um die Rentabilität zu sichern. Hier wedelt offensichtlich der Schwanz mit dem Hund, denn nicht der Verkehr soll die Bebauung steuern, sondern umgekehrt. Wo nicht gebaut wird im „Quartier“, ist auch kein Verkehr.

  5. Um einen effektiven Verkehrsfluss zu gewährleisten, wird eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 kmh auf dieser Straße vorausgesetzt. Dieser Wert ist offensichtlich utopisch, denn nirgendwo in Hofheim fließt der Verkehr über mehrere Kilometer mit dieser Geschwindigkeit.

  6. Wir sehen demnach die zu erwartenden Verkehrsprobleme von M2 nicht als gelöst an und plädieren deshalb nach wie vor für eine Erhaltung der jetzigen Landflächen.

  7. Das Gute an der Veranstaltung mit vielen Hofheimer Politikern und Verwaltungsmitarbeitern war jedoch eine zunehmende Verlagerung der zukünftigen Marxheim 2 Probleme auf die Debatte über die real schon existierenden Verkehrsprobleme von Marxheim bzw. Hofheim. Es wurde deutlich: Man muss nicht auf Marxheim 2 warten, um Verbesserungen schon heute zu erzielen. Statt in Traumstadt Szenarien zu investieren, sollte die Hofheimer Politik stattdessen Probleme von heute anpacken.

Neue Veranstaltung der BI im November, diesmal mit Fachleuten

Genaue Daten stehen noch nicht fest, geplant ist der 20. November, 19:30 Uhr im Bürgerhaus Marxheim. Ziel ist die Information der Besucher über die anstehenden Probleme durch Experten. Diese Veranstaltung sollte zahlreich besucht werden, um unserer Sache den notwendigen Rückhalt zu geben. 


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