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28.01.19

Gespräch mit Christian Vogt

Der CDU-Kandidat Christian Vogt nahm die Einladung der BI STOPPT MarxheimZwei gern an und brachte am Dienstag, den 28.01.2019, gleich seine drei Parteifreunde Krüger, Thaler und von Rosen mit. Die Debatte dauerte ca. 3 Std.

Vogt war von der BI gebeten worden, seinen politischen Standpunkt zum geplanten Baugebiet Marxheim Zwei (28 Hektar, 3.300 Einwohner, 1750 Fahrzeuge mehr, 5.800 Kfz-Fahrten pro Tag) zu erläutern. Schnell wurde deutlich, dass für seine Partei das Bauvorhaben eines neuen Stadtteils bereits in Stein gemeißelt ist: „Ich bin für Marxheim Zwei“. Selbst die Frage von Frau Brüggemeier, was er unternehmen wolle, wenn die BI 3000 Baugebietsgegner und ein Bürgerbegehren mobilisiere, beantwortete er mit mit einem klaren Ja zum Baugebiet. Dies vor dem Hintergrund der Feststellung von Herrn Thaler (CDU Mitglied der Stadtverordnetenversammlung), es sei klar, dass der geplante Wohnraum entweder sehr teuer werde oder mit hohen Stockwerkzahlen zwischen 6 und 8 zu rechnen sei, da Angebot und Nachfrage den Preis regele. Beides sicher unerwünscht und deshalb abzulehnen.

Die Frage, für wen das Baugebiet eigentlich erschlossen werden soll, wurde mit einem lapidaren „Für alle“ beantwortet, was impliziert bedeutet, primär nicht für Hofheim. Auch wurden jegliche Nachfragen zum geplanten Mengengerüst des Baugebiets unpräzise beantwortet, was die angeblich einstimmige Zustimmung der Hofheimer Politik nicht verständlicher macht. Die BI konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier diffuse Erwartungen an alle möglichen Zielgruppen geweckt werden, ohne klar zu machen, wie deren Erfüllung in der Realität gelingen soll.

Die BI hat hier Konsens, dass Lösungen für Hofheimer Probleme gefunden werden sollten, jedoch nicht über die Opferung von kostbarem Boden. Auch jenseits der Neubebauung müssen intelligente Lösungen darstellbar sein. Verkehrsbelastung, Lärm, Luftverschmutzung, Flächenverlust bleiben offene Themen.

Lösung der Verkehrsprobleme - Wunschtraum oder machbare Realität?

Das größte Problem und deshalb das Vorhaben abzulehnen wird sicher der zunehmende Verkehr sein. Da waren sich CDU und BI sofort einig. Im Verkehrsgutachten vom Büro mociety consult hatte Dipl.-Ing. Thomas Ernst bereits im September 2017 ein Verkehrsaufkommen von ca. 5.800 zusätzlichen PkW-Fahrten pro Tag errechnet. Diese zu erwartende Verkehrssituation betrachtet Vogt als städteplanerische „Chance, die heutigen Verkehrsprobleme zu lösen“. Die B519 neu sei nicht realistisch, jedoch eine Umgehungsstraße ums Neubaugebiet.

Vogt sprach mehrfach den Begriff der neuen Mobilität an: Verlagerung des Verkehrs auf das Rad und den öffentlichen Nahverkehr. Der Autoverkehr könnte mit einer neuen Fußgänger- und Radbrücke über die Bahntrasse direkt in die Stadt minimiert werden. Die BI sah das als interessante Idee, dennoch jenseits der erfahrenen Realität. Es war bekannt, dass dieses Thema auch in der CDU sehr kontrovers diskutiert wird. Aber Herr Vogt hat sich festgelegt: “Ganz Marxheim Zwei steht und fällt mit einem vernünftigen Verkehrskonzept“.

Aus Sicht der BI erschließt sich jedoch nicht, warum zur Lösung bestehender und wahrscheinlich noch zunehmender Verkehrsprobleme, ein neues Baugebiet erschlossen werden muss.

Stärkung des ländlichen Raums

„Hofheim will nicht Appendix von Frankfurt sein, will nicht nur Schlafstadt für die Bänker aus Frankfurt werden. Hofheim will auch nicht Teil einer Megacity Frankfurt werden, sondern bevorzuge polyzentrische Strukturen, also mit vielen als unterschiedlich erkennbaren Städten“, so Helmut Kornmann von der BI. Diese Auffassung vertritt übrigens auch der CDU Landtagsabgeordnete und frühere Minister Banzer mit Hinweis auf das monströse Bauvorhaben der Stadt Frankfurt (bekannt als Josefstadt nach dem Planungsdezernenten Josef), die praktisch mit dem Ort Steinbach zusammenwachsen wollen. Wer die grenzenlose aktuelle Bauwut verstehen will, muss nach Frankfurt als dem Nachfragetreiber schauen. Der Erhalt von Äckern und Wiesen und dadurch die Verhinderung eines Zusammenwachsens von Außenbezirken Frankfurts mit Hofheim zu einer riesigen Steinwüste, ist ein wichtiger Aspekt der BI. „Die Hofheimer Bürger hätten ganz andere Erwartungen und würden Neubaugebiete eher in der Fläche sehen. Die Versiegelung kann nicht zurückgenommen werden.“ Beate Brüggemeier ergänzte, „Warum wird der Zuzug in die Ballungsgebiete noch unterstützt, die Politik solle den ländlichen Raum stärken, dort wo die Menschen wohnen, ihre Familien und Freunde haben, aber nicht genügend Infrastruktur vorfinden.

Christian Vogt räumt dazu ein, dass er das bisher zur Bebauung konzipierte Areal zu groß findet (“kein Städtebrei“) und die geplante Anzahl der Wohnungen als Bürgermeister eingrenzen will. Zur Gesamtzahl der Wohnungen wollte er sich jedoch auf Nachfrage nicht festlegen.

Versprechen „Bezahlbarer Wohnraum“ realistisch?

Bei der Infoveranstaltung des Stadtplaners tobe.Stadt im August 2018 in der Stadthalle war den Hofheimer Bürgern die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum versprochen worden. Die BI hat große Zweifel, dass bezahlbarer Wohnraum (lt. Definition nicht mehr als 30% des Nettoeinkommens) realistisch zu erreichen sein wird. Zu Marktpreisen erworbene Grundstücke und Reihenhäuser oder kleinere Mehrfamilienhäuser werden eher völlig überteuert sein. Junge Menschen haben i.d.R. gar keine Chance hier zu bauen und zu finanzieren.

Die derzeit diskutierten Finanzierungsmodelle des Baugebiets lassen nicht erkennen, dass die Hofheimer Bürger auf Grund der Hochpreisigkeit von Neubauwohnungen, eine reelle Chance haben ihren Traum vom eigenen Haus für sich oder die eigenen Kinder zu verwirklichen.

Herr Vogt versprach die Bürger nicht aus dem Auge zu lassen, wenngleich ein Eigenheim für eine Familie von heute eher eine 4-Zimmerbewohnung bedeuten könne als ein Haus mit Garten. Er betonte, dass trotz der langfristigen Verschuldung Hofheims von 48 Mio. EUR die Stadt in der Lage ist, bei Marxheim II mit zu investieren und z.B. die Hofheimer Wohnungsbaugesellschaft mit einsteigen wird. Wie auf dem Hochpreisareal Marxheim II wirklich sozialer Wohnungsbau gewährleistet werden soll, blieb allerdings noch offen.

Naherholungsgebiet wird zerstört

Durch die geplante Versiegelung des Ackerbodens und die Bebauung wird den Hofheimern das wertvolle Naherholungsgebiet Hochfeld genommen. Das ist eine sehr starke Beeinträchtigung der Lebensqualität und der Freizeitangebote.

Verschlechterte Luftqualität

Der BI-Experte für Luftqualität, Dirk Brüggemeier, führte aus, dass Marxheim sich zu meisten Teilen des Jahres in einer Südwest-Wetterlage befindet. Dadurch erhält es seine Luftzufuhr von den Feldern. Durch die geplante Versiegelung der Böden und die Geschossbauweise werde die Frischluft-Versorgung Marxheims und auch der Kernstadt empfindlich gestört. Für den Fall seiner Wahl verspricht Herr Vogt entsprechende Gutachten erstellen zu lassen.

Was soll Marxheim Zwei für Hofheim bringen?

Auf die Frage, welchen Vorteil nun die Marxheimer Bürger vom Neubaugebiet zu erwarten hätten, kam von Herrn Vogt keine klare Aussage. Auch der Hinweis auf eine dort neu zu errichtende Schule und eines Kindergartens löst bestenfalls die Probleme der geplant neu hinzugezogenen Bürger, nicht jedoch die, der hier heute schon wohnenden Marxheimer Bürger.

Ziel der BI wird es auch nach dem Gespräch sein, Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Maßnahme in die Politik zu tragen, und hier natürlich auch der CDU.

Die BI führt weitere Gespräche mit den sechs anderen Bürgermeisterkandidaten.


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